Transkript anzeigen Abspielen Pausieren

Flurnamen, die auf einer alten Stadtkarte eingezeichnet sind

Westfälische Flurnamen

Flurnamen in engerem Sinne sind Namen, die Bauern ihren Gärten, Äckern, Wiesen, Weiden und Waldstücken gaben, um eine sprachliche Orientierung im nächsten Umfeld ländlichen Wohnens und Arbeitens zu gewährleisten. Im weiteren Sinne werden auch Namen für Wege, stehende und fließende Kleingewässer, für Berge und Täler, für Wegkreuze, für einzelne Bäume und sonstige natürliche oder von Menschen geschaffene Landschaftsmerkmale zu den Flurnamen gerechnet, weshalb diese Namen im Gegensatz zu den Siedlungsnamen und großräumiger geltenden Landschaftsnamen auch als Mikrotoponyme bezeichnet werden. Flurnamen ermöglichen einerseits tiefe Einblicke in die Sprachgeschichte, weil sie zahlreiche Wörter enthalten, die längst aus der allgemeinen Sprache und auch aus den örtlichen Dialekten verschwunden sind, andererseits sind sie auch eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion der Siedlungs- und Flurgeschichte.

Karte, auf der für die einzelnen Bezierke in Westfalen-Lippe durch Kreisdiagramme die Verbreitung des Flurnamens "Hook" dargestellt ist

Verbreitung des Flurnamens "Hook" in Westfalen-Lippe

Das Westfälische Flurnamenarchiv ist 1957 gegründet worden, um die zahlreichen Flurnamensammlungen zu ordnen und zugänglich zu machen, die in den 20er und 30er Jahren auf Initiative des Westfälischen Heimatbundes von orts- und mundartkundigen Mitarbeitern zusammengetragen worden sind. Die ursprünglich in Listen eingetragenen Belege eines Ortes wurden nun auf Karteikarten übertragen und alphabetisch geordnet. Auch die in den 50er und 60er Jahren von der Volkskundlichen Kommission angeregten Sammlungen wurden nach diesem Prinzip in das neu geschaffene Archiv integriert. Seit Anfang der 70er Jahre wurde das Zettelarchiv auf maschinenlesbare Datenträger übertragen, um die Vorteile der EDV für Sortierung und sonstige Aufschlüsselung der Flurnamendaten nutzen zu können. Um ein flächendeckendes Belegnetz zu erhalten, sind in den 80er Jahren von der Arbeitsstelle aus für alle Orte, für die noch keine Sammlung vorhanden war, die in den Karten und Akten des preußischen Grundsteuerkatasters überlieferten Flurnamen exzerpiert worden. Auch die Daten der Flurnamenpublikationen, die seit den 80er Jahren vor allem für das Westmünsterland erschienen sind, wurden in das Archiv übernommen. Heute besitzt das Westfälische Flurnamenarchiv Daten aus jeder Kommune des Landesteils Westfalen-Lippe.